Wie Du Deinen Säure-Basen-Haushalt natürlich ins Gleichgewicht bringst
Aktualisiert: 16. Nov.
Stell dir den Säure-Basen-Haushalt in unserem Körper wie eine Art Balanceakt vor. In unserem Körper gibt es sowohl Säuren als auch Basen. Diese müssen gut ausbalanciert sein, damit unser Körper richtig funktionieren kann.
Denke dabei an Säuren und Basen wie an zwei Teams, die in einem Tauziehen gegeneinander antreten. In einem gesunden Körper halten sich diese Teams die Waage. Wenn eines der Teams stärker wird – also wenn es zu viele Säuren oder zu viele Basen gibt – gerät unser Körper aus dem Gleichgewicht. Das kann verschiedene Gesundheitsprobleme verursachen.

Welche Teams sitzen an den Tauenden?
In unserem Körper entsprechen die 'säurebildenden Lebensmittel' einem Team und die 'basenbildenden Lebensmittel' dem anderen Team im Tauziehen.
Lebensmittel wie Zucker, Fleisch, Milch- und Weizenprodukte und Alkohol führen zur Bildung von Säuren im Körper, was den pH-Wert nach unten beeinflussen kann. Im Gegensatz dazu helfen basisch wirkende Lebensmittel wie Früchte, Gemüse, Nüsse oder Kräuter, den pH-Wert nach oben zu stabilisieren. Eine unausgewogene Ernährung mit übermässigem Verzehr säurebildender Lebensmittel kann zu einer latenten Azidose führen und das Gleichgewicht des Körpers stören.
Die Wissenschaft hinter der Säure-Basen-Balance
Was ist der pH Wert?
Der Begriff "pH" steht für "potentia hydrogenii" oder "Kraft des Wasserstoffs" und bezeichnet ein Mass für die Säure- oder Basenstärke in einer Lösung und spielt hier eine zentrale Rolle. Er reicht von 0 bis 14, wobei 7 als neutral gilt. Werte unter 7 sind sauer und darüber basisch. Der ideale pH-Wert im Blut liegt leicht im basischen Bereich, um die optimale Funktionsfähigkeit der Zellen zu gewährleisten.
Warum ist ein Gleichgewicht wichtig?
Dein Säure-Basen-Haushalt ist entscheidend für deine Gesundheit. Ein Ungleichgewicht kann unser Nervensystem und die allgemeine Gesundheit beeinträchtigen. Unsere Nieren und Lungen spielen eine Schlüsselrolle bei der Aufrechterhaltung dieses Gleichgewichts, indem sie den Säuregehalt regulieren. Es gibt verschiedene Puffersysteme des Blutes.
Saure Nahrungsmittel geben im Stoffwechsel Protonen in Form von H+-Ionen ab. Basische Nahrungsmittel nehmen diese H+-Ionen auf.
Die Rolle der Atmung und der Nieren
Die Atmung hilft bei der Regulierung des pH-Wertes durch das Ausatmen von Kohlendioxid. Die Nieren filtern überschüssige Säuren aus dem Blut. Puffersysteme, wie das Bikarbonat-Puffersystem, helfen dabei, den pH-Wert schnell zu normalisieren.
Was sagt die Forschung?
Studien zeigen, dass eine überwiegend säurebildende Ernährung langfristig zu Gesundheitsproblemen wie Nierensteinen, erhöhtem Blutdruck und negativen Auswirkungen auf die Knochengesundheit führen kann. Eine ausgewogene Ernährung, reich an Obst und Gemüse, kann dagegen diese Risiken mindern.
Für weitere Informationen zur Säure-Basen-Balance empfehle ich das YouTube-Video Die Wissenschaft hinter der Säure-Basen-Balance, präsentiert von Dr. Hardy Walle. Ausserdem bietet das Video How the Kidneys Regulate Acid Base Balance (bis Minute 5:16) einen interessanten Einblick in die Rolle der beiden Protagonisten bei der Aufrechterhaltung des Säure-Basen-Gleichgewichts.
Die Rolle von Mineralstoffen im Säure-Basen-Haushalt
Neben der Regulierung über die Lunge, Puffer, Nieren und der Ernährung spielen auch bestimmte Mineralstoffe eine wichtige Rolle im Säure-Basen-Gleichgewicht des Körpers. Drei dieser Mineralien sind Kalzium, Magnesium und Kalium, die für ihre basischen Eigenschaften bekannt sind.
Kalzium und Magnesium als Puffer:
In Situationen, in denen der Körper einer Übersäuerung ausgesetzt ist, werden Kalzium und Magnesium als Teil des körpereigenen Puffersystems eingesetzt. Dies bedeutet, dass sie helfen, überschüssige Säure zu neutralisieren. Beispielsweise kann Kalzium aus den Knochen freigesetzt werden, um den pH-Wert im Blut zu stabilisieren.
Langfristige Auswirkungen auf die Knochengesundheit:
Eine chronisch säurelastige Ernährung, die das Puffersystem übermässig beansprucht, kann zu einem Verlust von Knochendichte führen. Dies liegt daran, dass Kalzium, ein wesentlicher Bestandteil der Knochenstruktur, verwendet wird, um den pH-Wert im Körper auszugleichen. Ähnlich kann ein Mangel an Magnesium, das für die Knochengesundheit und zahlreiche enzymatische Prozesse im Körper unerlässlich ist, zu einer Reihe von Gesundheitsproblemen führen.

Prävention durch Ernährung:
Eine Ernährung, die reich an basenbildenden Lebensmitteln wie Gemüse und Obst ist, kann dazu beitragen, den Bedarf an diesen Mineralien zu decken und ihr Gleichgewicht zu erhalten. Zusätzlich ist es ratsam, die Aufnahme von säurebildenden Lebensmitteln zu reduzieren, um den Bedarf des Körpers an Kalzium, Magnesium und Kalium für das Puffersystem zu minimieren.
Studien zeigen, dass eine ausgewogene Zufuhr von Mineralstoffen wesentlich für die Aufrechterhaltung eines gesunden Säure-Basen-Gleichgewichts ist. Forscher wie Tucker et al. haben in ihrer Studie im "American Journal of Clinical Nutrition" die Auswirkungen einer hohen Aufnahme von Früchten und Gemüsen auf die Knochengesundheit untersucht und einen positiven Zusammenhang festgestellt.
"The Calcium Lie" – Eine alternative Perspektive
In 'The Calcium Lie' vertritt Dr. Robert Thompson die Ansicht, dass eine isolierte Kalziumsupplementierung ohne ein Gleichgewicht anderer essentieller Mineralien wie Magnesium, Kalium und weiterer nicht ausreichend ist. Es ist wichtig zu beachten, dass diese Sichtweise eine alternative Perspektive darstellt und nicht unbedingt den allgemeinen wissenschaftlichen Konsens widerspiegelt, aber sie regt zu weiteren Diskussionen an.

Die Bedeutung eines ganzheitlichen Ansatzes:
"The Calcium Lie" betont die Wichtigkeit eines ausgewogenen Verhältnisses verschiedener Mineralien in der Ernährung. Statt sich auf Kalziumsupplemente zu konzentrieren, ist es förderlicher, eine ausgewogene Ernährung anzustreben, die reich an verschiedenen Mineralien ist. Dies unterstützt nicht nur die Knochengesundheit, sondern trägt auch zum Erhalt des Säure-Basen-Gleichgewichts und der allgemeinen Gesundheit bei.
Der integrative Ansatz: Mehr als nur Ernährung

Die Wahrheit über Basenkuren: Viele Produkte und Diäten, die eine schnelle "Entschlackung" versprechen, basieren auf fragwürdigen Behauptungen. Eine ausgewogene Ernährung, die reich an basischen Lebensmitteln ist, unterstützt den Körper effektiver und ist auch noch günstiger.
Wer sich zu Hause an den idealen Teller hält, kann sich also sicher sein, dass er seinem Körper etwas Gutes tut: Es gibt genug Untersuchungen, die dafür sprechen, dass uns eine obst- und gemüsereiche Ernährung besser bekommt als eine, die vorwiegend aus tierischen Fleischprodukten und weizen- und zuckerhaltigen Fertigprodukten besteht. Eine Kur mit basischen Nahrungsergänzungsmitteln sei für die meisten, die sich ausgewogen ernähren, daher herausgeworfenes Geld.

Weitere Einflussfaktoren auf den Säure-Basen-Haushalt:
Neben der Ernährung spielen auch Stress, Bewegungsmangel und Umwelteinflüsse eine Rolle. Ein erhöhter Cortisolspiegel durch Stress kann beispielsweise die Säureproduktion im Körper beeinflussen.

10 Tipps für einen ausgewogenen Säure-Basen-Haushalt
Praktische Ratschläge für eine gesunde Lebensweise
Ausgewogene Ernährung: Achte auf eine Vielfalt an basischen Lebensmitteln wie Gemüse und Früchte.
Fasten: Gönne deinem Körper regelmässige Pausen zur Regeneration.
Regelmässige Bewegung: Bewegung unterstützt den Säureabbau.
Hydration: Trinke ausreichend Wasser.
Atemübungen: Bewusse Atemübungen können helfen, den pH Spiegel zu regulieren.
Stressmanagement: Techniken zur Stressbewältigung, wie Meditation oder Yoga, können helfen, den Cortisolspiegel zu regulieren.
Guter Schlaf: Sorge für ausreichenden und erholsamen Schlaf.
Vermeidung von Umweltgiften: Minimiere die Exposition gegenüber Schadstoffen.
Bildung: Informiere dich stetig über Gesundheitsthemen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Säure-Basen-Haushalt eine wichtige Rolle für unsere Gesundheit spielt. Der Körper verfügt über ein ausgeklügeltes Puffersystem, welches pH Werte kontinuierlich ausgleicht. Eine ausgewogene Ernährung, reich an frischen, unverarbeiteten Lebensmitteln wie Gemüse, Salat und Obst, und eine reduzierte Aufnahme säurebildender Nahrungsmittel sind entscheidend für die Erhaltung der Körperbalance und die Agilität des Puffersystems. Darüber hinaus tragen ein bewusstes Stressmanagement, Atemübungen, regelmässige Bewegung und eine ganzheitliche Betrachtung der Gesundheit dazu bei, die Körperbalance zu unterstützen.

FAQs
Was sind säurebildende Lebensmittel? Säurebildende Lebensmittel sind solche, die im Körper saure Verbindungen bilden, wie Zucker, Fleisch, Milchprodukte, verarbeitete Getreideprodukte, Alkohol,..
Was sind basenbildende Lebensmittel? Spinat. Das grüne Blattgemüse führt die Listen vieler Tabellen über basische Lebensmittel an, Obst ist neben Gemüse die Basis für eine basische Ernährung. Auch Zitrusfrüchte, Gurken, Petersilie, Dinkel, Hirse, ...
Wie beeinflusst der Säure-Basen-Haushalt die Gesundheit? Ein Ungleichgewicht im Säure-Basen-Haushalt kann zu verschiedenen Gesundheitsproblemen führen, darunter Knochenschwund und Nierenprobleme.
Wie merke ich dass mein Körper übersäuert ist? Die am häufigsten auftretenden Beschwerden können Allergien, Antriebsschwäche, Bronchitis, Nierensteine, chronische Müdigkeit, Gelenkschmerzen, Erkältungen, Kopfschmerz, Gicht, Nervosität, erhöhte Stressempfindlichkeit, Reizbarkeit und Akne sein.
Gibt es "gute" Säurebilder? Es gibt allerdings auch gute Säurebildner, die viele Nährstoffe liefern. Dazu gehören alle Nüsse (ausser: Limabohnen, Linsen, Soya, sind sogar basisch) und alle Hülsenfrüchte (ausser: Mandeln und Paranuss, sind auch basisch)
Ist es wahr, dass eine übermässig basische Ernährung genauso schädlich sein kann wie eine übersäuerte Ernährung? Kurz gesagt, ja. Ein extremes Ungleichgewicht in beide Richtungen kann gesundheitliche Probleme verursachen.
Quellenangaben:
Remer, T., & Manz, F. (1995). Potential renal acid load of foods and its influence on urine pH. Journal of the American Dietetic Association, 95(7), 791-797. Verfügbar unter: Link zur Studie
Wesson, D. E., & Simoni, J. (2010). Increased tissue acid induces renal tubule injury that depends on angiotensin II. Journal of the American Society of Nephrology, 21(8), 1242-1252. Verfügbar unter: Link zur Studie
Frassetto, L. A., Morris, R. C. Jr., & Sebastian, A. (1997). Potassium bicarbonate reduces urinary nitrogen excretion in postmenopausal women. Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism, 82(1), 254-259. Verfügbar unter: Link zur Studie
Tucker, K. L., Hannan, M. T., & Kiel, D. P. (2001). The acid-base hypothesis: Diet and bone in the Framingham Osteoporosis Study. European Journal of Nutrition, 40(5), 231-237. Verfügbar unter: Link zur Studie